»Proberaum Pina«
Eine Gruppe von jungen, internationalen Künstler*innen aus dem Seminar »Urban Stage« von Professor Mischa Kuball an der Kunsthochschule für Medien Köln findet sich zu Pina Bauschs 85. Geburtstag in Solingen zusammen, um dort, an ihrem Geburtsort, ihren künstlerischen Einfluss zu erforschen und zu ehren.
Im Kunstmuseum Solingen werden eigens für die Ausstellung entstandene und in Reflexion zu Stücken von Pina Bausch stehende Werke der Studierenden zu sehen sein. Egal, wie weit wir reisen, ein Teil von uns bleibt mit dem Ort verbunden, an dem wir aufgewachsen sind und mit dem, was wir hatten, als wir Kinder waren. Pina Bausch, die das Tanztheater in globalem Maße revolutionierte, hatte ihren Weg an Solingens Stadtrand begonnen und trug ihn, auch wenn sie verreist war, immer mit sich. »Manches von dem, was ich als Kind erlebt habe, findet sich viel später auf der Bühne wieder.«
Zwanzig Gehminuten vom heutigen Kunstmuseum Solingen entfernt, einer im Zweiten Weltkrieg schwer zerstörten Stadt, die noch heute vor allem für ihre Messerproduktion bekannt ist, steht jenes Zitat auf einem Gedenkstein am ehemaligen Café Müller, das an die Wiege der weltberühmten Choreografin erinnert. Sie starb 2009 im Alter von 68 in Wuppertal und wäre im Juli diesen Jahres 85 Jahre alt geworden.
Angesichts dieses Jubiläums reinterpretieren mehr als dreißig junge Studierende verschiedener Kulturen das Erbe von Pina Bausch im Rahmen des Seminars »Urban Stage« des zeitgenössischen Künstlers und Professors Mischa Kuball an der Kunsthochschule für Medien Köln. Sie untersuchen dabei in persönlichem Kontext und in verschiedenen künstlerischen Medien wie Malerei, Skulpturen, Videoinstallationen und Performances Aspekte aus den Werken von Pina Bausch zu Fragen über Zugehörigkeit und Einsamkeit, menschlicher Fragilität und Intimität, persönlicher Erfahrung, Riten und Symbolik bis hin zu technologischer Vermittlung und Erkundung der Natur in verschiedenen künstlerischen Formen und Medien.
In unmittelbarer Nähe ihres Geburtsortes erforschen sie im Kunstmuseum Solingen mittels Kollaboration, Performance und freier Assoziation ihr Gefühl zu Pina Bausch und ihrem Werk — auf Basis gemeinsamer Recherche mit dem Tanztheater Wuppertal und seinem Bühnenbild und Kostümarchiv sowie dem Pina Bausch Archiv.
Die Ausstellung »Proberaum Pina« adaptiert ihre Arbeitsweise, durch die sich eine Bühne in unaufhörlicher Verwandlung befindet und zu einem Raum von Übung und Veränderung wird. Im Laufe der Ausstellungsdauer entwickelt sie sich durch performative Eingriffe fortlaufend weiter und ist in ihren offenen, aktiven Prozessen manchmal vielleicht nur einen Wimpernschlag von der Premiere entfernt.
Das Kunstmuseum Solingen lädt mit einer neuen Generation Kunstschaffender für »Proberaum Pina« zu Live-Performances ein, die sich über die gesamte Ausstellungsdauer erstrecken und den Ausstellungsraum durchgehend immer wieder neu aktivieren, zu partizipatorischen Installationen und weiteren multimedialen Arbeiten. Die Studierenden schlagen so eine Brücke zwischen Greifbarem und Immateriellem, Archiviertem und Spekulativem.
Danksagung
Unser besonderer Dank gilt Gisela Elbracht-Iglhaut, der Direktorin des Kunstmuseums Solingen, und Mischa Kuball für die Realisierung und Ermöglichung der Ausstellung.
Des Weiteren möchten wir unseren Dank an die folgenden Personen und Institutionen für ihre unschätzbare Unterstützung bei der Entstehung der Proberaum Pina-Ausstellung aussprechen:
Ismaël Dia vom Pina Bausch Archiv, der uns Zugang zur Geschichte von Pina Bausch durch Archivmaterialien gewährt hat und uns wertvolle Einblicke ermöglichte, die für die Entwicklung unserer Projekte entscheidend waren; Bettina Milz von Pina Bausch Zentrum, für ihre kontinuierliche Unterstützung und ihre wesentliche Rolle bei der Realisierung dieses Projekts; Jörg Ramershoven, Dietrich Röder und Anke Wadsworth vom Tanztheater Wuppertal und Lager in Schwelm, für seine Begleitung und die Präsentation der originalen Bühnenbildstücke, die von Pina Bausch verwendet wurden; Nico Anklam, Direktor der Kunsthalle Recklinghausen, für sein wertvolles Feedback zu unseren Ausstellungskonzepten und individuellen Arbeiten; das Team Haustechnik des Kunstmuseums, Fabian Jasch, Tharumara Raveendran und Frank Reinartz, für die technische Hilfe beim Aufbau der Ausstellung; sowie Maike Lengert, für die Organisation der Ausstellung.