Sehen ist Denken
Die Sammlung der NATIONAL-BANK im Kunstmuseum Solingen
9. 10. – 27. 11. 2011

 

Die Kunstsammlung der NATIONAL-BANK AG besteht seit 1993 und umfasst derzeit rund 270 Werke. Der Fokus liegt dabei auf Künstlerinnen und Künstlern, die einen biografischen Bezug zur renommierten Düsseldorfer Kunstakademie haben.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Solingen präsentiert ausgewählte Werke aus der Sammlung, u. a. Grafiken von Joseph Beuys, Arbeiten der Gruppe ZERO, abstrakte Positionen von Ulrich Erben, Kuno Gonschior und Imi Knoebel, gegenständliche Kunst von Markus Lüpertz, Jörg Immendorff, Dieter Krieg, Norbert Tadeusz und Stephan Balkenhol. Katharina Grosse, Cornelius Völker und Katja Pfeiffer zählen zu den Größen der aktuellen Kunstszene, die eine Professur an bedeutenden Instituten in NRW innehaben und in der Region lehren.

Mit Vera Leutloff, Cornelius Völker und Hans Schulte sind drei Künstlerinnen und Künstler in der Schau vertreten, die mit Erhalt des überregional anerkannten „Bergischen Kunstpreises“ ihre Karriere im Kunstmuseum Solingen begonnen haben.

Die Präsentation der Sammlung der NATIONALBANK AG passt damit hervorragend zur inhaltlichen Ausrichtung des Kunstmuseums in Solingen, dessen Schwerpunkt in der Präsentation von Gegenwartskunst der Region liegt, die internationale Bedeutung erlangt hat.

Die Sammlung der NATIONAL-BANK AG wird im Kunstmuseum Solingen vom 09.10. bis zum 27.11.2011 erstmals öffentlich präsentiert.

STEPHAN BALKENHOL
Kopfrelief
2004
Holz, farbig gefasst
140 x 99,5 x 4 cm

Balkenhol (* 1957) hat 1983 begonnen, figürliche Skulpturen in Holz zu schlagen, die inzwischen sein Markenzeichen sind. Der Mensch steht im Mittelpunkt seiner Arbeiten. Er entwickelt Grundtypen, die er vielfältig variiert.

Die Figuren zeigen keine eindeutigen Emotionen, sie blicken scheinbar ins Leere oder auf – für den Betrachter – unbekannte Punkte. Der Ausdruck bleibt distanziert, anonym und rätselhaft. Das überlebensgroße Kopfrelief in der Sammlung der NATIONAL-BANK scheint wie eine Kopie eines Porträtfotos und zeigt doch ein Gesicht, dem individuelle Züge fehlen – ein hintersinniges Spiel mit Gattungsregeln und Sehgewohnheiten.

URRICH ERBEN
Farben der Erinnerung
2000
Acryl auf Leinwand
80 x 70 cm

Erben (*1940) ist seit über 40 Jahren einer der wichtigsten deutschen Vertreter der Farbfeldmalerei.
1980 wurde er als Professor für Malerei an die Kunstakademie Düsseldorf und später an die Kunstakademie Münster berufen. Seit 2005 ist er emeritiert.

Scheint es sich in seinen Werken zunächst um geometrische Farbanordnungen zu handeln, so zeigt sich im geduldigen Betrachten, dass es ihm um die Erforschung des Potenzials der Farbe geht, im komplexen Zusammenspiel von Empfindung und Erfahrung. Erben hat seine Bilder in übergreifenden Werkgruppen in seinen Ateliers in Deutschland und Italien entwickelt und in seinen Bildern schwingt die Erinnerung an Landschaft, Horizonte und Atmosphären mit.

VERA LEUTLOFF
Rennbahn
1997
Öl auf Leinwand
100 x 100 cm

Leutloff (*1962) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professor Alfons Hüppi und nahm dort von 2001 bis 2004 einen Lehrauftrag für Malerei wahr. Das Bild „Rennbahn“ stammt aus der Werksserie der sog. „Vorbei-Bilder“. Feinste Farblinien werden ohne mechanische Hilfsmittel mit der ihr eigenen Exaktitüde und farblichen Raffinesse auf die Leinwand aufgetragen.

OTTO PIENE
Gelbe Sonne
1958
Rasterbild
68 x 97 cm

Piene (*1928) studierte von 1949 bis 1953 an den Kunstakademien München und Düsseldorf. Gemeinsam mit Heinz Mack gründete er 1957 die Gruppe ZERO. Die Gruppe steht für Neubeginn, das Nichts vor dem Anfang. Anstelle klassischer Kompositionskriterien treten in den Reliefs von Piene Licht, Bewegung, Dynamik und die serielle Struktur als Mittel der Gestaltung in den Mittelpunkt.

MARKUS LÜPERTZ
ohne Titel
1998
Öl auf Leinwand
200 x 160 cm

Lüpertz (*1941) hat die Geschichte der Nachkriegsmalerei entscheidend geprägt. Er studierte von 1956 bis 1961 an der Werkkunstschule Krefeld und an der Kunstakademie Düsseldorf. 1986 wurde er als Dozent an die Düsseldorfer Akademie berufen und 1988 zu deren Rektor ernannt. Erst 2009 erfolgte seine Ablösung als Leiter der Akademie, Tony Cragg nahm seinen Platz ein.

Im Mittelpunkt des Werkes von Markus Lüpertz steht die Auseinandersetzung mit der Malerei an sich und die Neuinterpretation vertrauter Formen und Gegenstände. Die Materialität der Farbe wird Bildthema, variiert zwischen Motiv, formaler Komposition und ornamentaler Struktur.

KATJA PFEIFFER
Fortifikation
2005
Mischtechnik auf Papier
33 x 33 cm

Pfeiffer (*1973) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei den Professoren Günther Uecker, Alfonso Hüppi und Jan Dibbets. 1995 folgte ein Studienaufenthalt in Rom. 1998 wurde Pfeiffer Meisterschülerin bei Prof. Alfonso Hüppi und 2006 erhielt sie eine Professur für Kunst an der Bergischen Universität Wuppertal. Katja Pfeiffers Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit Illusionen und Scheinbildern sowie der Erzeugung von faszinierender Räumlichkeit und Bildtiefe.

NORBERT TADEUSZ
ohne Titel
1988
Öl und Ölkreide auf Fabriano Bütten
70 x 100 cm

Tadeusz (1940 – Juli 2011) studierte von 1960 bis 1961 an der Werkkunstschule Dortmund freie Malerei. Von 1961 bis 1966 folgte ein Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph Beuys, der ihn zu seinem Meisterschüler ernannte. 1981 wurde er Dozent an der Düsseldorfer Akademie, es folgten Berufungen an die Akademien Karlsruhe, Berlin und Braunschweig.

Sein Werk bildet ein Beispiel für die Hinwendung zum Motiv aus der unmittelbaren Lebensumwelt, die sich künstlerisch neu verschlüsselt darstellt. Seine Gemälde zeichnen sich insbesondere durch komplexe Kompositionen, überzeugende Formstrenge und eine überwältigende Farbkraft aus.

CORNELIUS VÖLKER
Austern
2003
Öl auf Papier
65 x 100 cm

Völker (*1965) studierte von 1989 bis 1995 an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei bei den Professoren A. R. Penck und Dieter Krieg. Als Meisterschüler von Krieg hegt Völker dessen Leidenschaft für die Serie, für das Wiederholbare eines im Grunde belanglosen Gegenstandes, der erst durch die Wiederholung seine Bedeutung erhält.

HANS SCHULTE
Flaggen
2007
Acryl auf Leinwand
140 x 210 cm

Schulte (*1967) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professor Markus Lüpertz und wurde 1995 sein Meisterschüler. Hans Schulte, der in Düsseldorf lebt und arbeitet, öffnet der Malerei neue Ebenen und verschafft der Bildoberfläche eine mehrschichtige Tiefe und haptische Qualität.

JOSEF BEUYS
Spur I
1974
Mappe mit 9 Original-Farblithografien
Auflage 16/17
52 x 72 cm

Beuys (1921 – 1986) hat in den 60er-Jahren als Professor der Düsseldorfer Kunstakademie wie kein anderer vor oder nach ihm den dortigen Akademiebetrieb kreativ „gestört“. Düsseldorf wurde durch ihn zum Zentrum der Diskussion um Kunst, Kunstbetrieb, Wirtschaft und Verflechtung derselben.

In der Mappe Spur I skizziert Beuys das sich Schützen und Verwundetwerden. Er chiffriert Tiere und legt Spuren zum Menschsein. Sind wir auf der Seite der Verfolger und Feinde von Hirschen und Hasen oder sind wir selbst die Verfolgten? Wir, denen die Liebe zum Lebewesen vielfach abhandengekommen ist.

KUNO GONSCHIOR
Poly III
1992
Acryl auf Leinen
150 x 110 cm

Gonschior (1935 – 2010), Student an der Düsseldorfer Akademie von 1957 bis 1961, war ab 1971 zunächst Dozent in Münster und von 1982 bis 2002 an der Hochschule der Künste in Berlin.

Er beschäftigte sich mit Wahrnehmungsphänomenen und bildete mit seriellen, mit dem Pinsel gesetzten Punkten Farbräume. Gleich einem Pointillisten legte er eine Vielzahl pastoser Farbspuren in seinen Bildern nebeneinander, die sich zur Bildmitte verdichten. Im Betrachten geht das Auge von den einzelnen, deutlich unterscheidbaren Farbtupfen zur Gesamtheit der Fläche und es stellt sich ein lebendiges Vibrieren der Fläche ein.